let go

Vor den drei Monaten hier in Hong Kong habe ich mir vorgenommen, weitaus mehr zu schreiben und zu teilen. Mehr Bilder, Mehr Text,  mehr Zauber. 
Doch wie das eben so ist, verfliegt die Zeit schneller als man blinzeln kann und in zwei Wochen ist meine Zeit hier vorbei. 
Einige Ziele habe ich erreicht und wahnsinnig viel dazu gelernt. 
Doch wenn sich ein Gedanke mal wieder bestätigt hat, der schon seit Ewigkeiten in meinem Kopf rum schwirrt, dann ist es der, dass ich irgendwann am Meer leben möchte. Nicht irgendwann, eigentlich so schnell wie möglich. 

Nichts gibt einem das gleiche Freiheitsgefühl wie die Wellen, die leise und kraftvoll auf den Strand zurollen und die Brise, die einem um die Ohren weht. Der Moment, auf dem Wasser eins mit dem Ozean zu sein, wenigstens für ein paar kurze Momente, bis man das Gleichgewicht verliert und die Welle von unten betrachtet. 
Genau dieses Gleichgewicht wünsche ich mir andauernd, für mein Leben, oder zumindest eine Zeit lang. Gleichgewicht, Balance zwischen Wasser und Düne, zwischen Stadt und Strand, zwischen Sonne und Schatten und eine Arbeit, die all das verbindet. 

Immer öfter denke ich darüber nach, mit wieviel unglaublicher Sicherheit ich aufgewachsen bin. in einer Kleinstadt, in der nie was Schlimmeres passiert ist, als dass jemand die Blumen auf dem Kreisverkehr platt gefahren hat oder wo jemand beim Dorffest eine Bierflasche fallen lässt. 
Das alles war unbeschreiblich behütet und mit achtzehn ist der Führerschein der erste Schritt in die Freiheit. Was man damit macht, ist jedem selbst überlassen. 
Der Prozess, Risiken einzugehen, ist lebenslang andauernd, und was man früher als Risiko betrachtet hat, zählt heute zum Alltag. Trotzdem gibt es beinahe nur noch angepasste Menschen und das Paradoxon zwischen dem Wunsch nach Individualität und dem Bedürfnis nach dem sicheren Untertauchen in der Masse ist entstanden. 
Aber was passiert denn, wenn wir alle untertauchen? Wodurch gewinnt man dann noch Selbstbewusstsein? 
Anerkennung bedeutet heute, dass man ein Kompliment dafür bekommt, was man anders und trotzdem gut gemacht hat.

Der Wert, den der Ozean für mich hat, ist folgender: man bekommt das übermütige Gefühl, an einem Punkt zu stehen, an dem man über die gesamte Weltkugel schauen könnte, wenn man nur groß genug wäre. und an dieser Stelle beginnt man zu wachsen, wenn auch nur im Kopf. Man möchte ein Teil davon sein, von dieser großen, großen Welt, aber das sind wir doch eigentlich. Jeder von uns hat seine eigne Aufgabe auf der Welt, und das macht uns zum Teil davon. 
Wem kommen in der Natur nicht die kreativsten Einfälle und die Pläne in den Kopf, die man am liebsten umsetzen würde? Aber zurück am Schreibtisch ist das alles weg, wenn man es nicht gleich aufschreibt und beginnt umzusetzen. Jeder braucht einen Ort, an dem es einem leicht fällt, seine Aufgabe auf der Welt umzusetzen und ich glaube, mein Ort ist irgendwo am Meer. 

Egal wo man her kommt, irgendwann ist es Zeit loszulassen und zu sagen „let go“ .. Auf der Reise wohin auch immer ergeben sich genug Chancen die Welt zu erkunden, zu sehen, zu riechen, zu fühlen. Alles was passiert, trägt zu unserer Zukunft bei, aber wichtig ist, dass wir nicht vergessen, dass die Zukunft JETZT ist und dass wir das beste aus jedem Moment machen müssen. 
Was für ein unglaubliches Wunder ist es schon, dass wir Zeit auf der Erde verbringen dürfen? Gibt es überhaupt noch einen Planeten wie die Erde? Auf der Erde sind wir nur ein kleiner Teil von uns selbst und der soll seine Aufgabe mit Lebensfreude erfüllen.. :) 

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