Sri Lanka - slow traveling

Schon einen Monat sind wir zurück in Deutschland und es fühlt sich an, als wäre die Reise erst gestern gewesen. Wir, das sind Pommes und ich, für drei Wochen unterwegs in Sri Lanka, von Colombo über die Süd-West-Küste durch das Inland nach Sigiriya und zurück nach Colombo.

Hier möchte ich einige Aufnahmen teilen, Eindrücke, Gefühle, Momente, die die Seele berühren und sonnige Lebensfreude auslösen.

Sunsetsurf, Weligama, 22.02.2017


Die Süd-West-Küste .. salty days calling 


Hikkaduwa, Dalawella & Unawatuna

Begonnen hat unsere Reise in Colombo. Überwältigt von der lauten und schnellen Stadt mit vier Autos und drei TukTuks auf nur gefühlten zwei Fahrstreifen waren wir glücklich, am nächsten Tag ans Meer zu kommen. Nach der ersten TukTuk-Fahrt durch Colombo sind wir am nächsten Morgen mit dem Zug für ein paar Cent direkt am Meer entlang gefahren und eine salzige Brise nach der anderen wehte in die Waggons ohne Türen. Das Meer ist bestechend blau und verleiht schon beim ersten Anblick das Gefühl von absoluter Freiheit.

Die nächsten Nächte verbrachten wir in der Nähe von Hikkaduwa, Dalawella und Unawatuna und ließen es uns echt gut gehen. Doch jeden morgen den Rucksack aufs Neue zu packen ist wirklich anstrengend und zwei Nächte an einem Ort zu verbringen fühlte sich an wie purer Luxus.

Die Unterkünfte waren, gerade für ein Zimmer zu zweit, immer unglaulich günstig und wir lebten billiger als in unserer Wohnung in Berlin. Jeden Morgen frische Früchte mit dem Löffel aus dem Flugzeug zu löffeln weckt den Abenteuergeist und verleiht echtes Campingfeeling, vor allem wenn die Unterkunft mitten im Dschugel ist und draußen die Zikaden zirpen.
Als Abwechslung zu Papaya und Mango ist das Local-Frühstück - String-Hoppers (Reisnudelfladen) mit scharfem Cocos-Sambal und Linsen-Dhal - das Allerbeste, solang der Magen scharfes Essen bis zu drei mal am Tag packt. 🌞











 Die Küste ist absolut großartig. Steine, Muscheln und Sand in allen Formen und Farben und besonders schön für Menschen wie mich, die sich super schnell für alles begeistern lassen, was mit Meerwasser in Berührung kam.



Galle

Busfahren ist anders. 20 Cent für die gesamte Strecke, Bollywoodmusik mit zugehörigem Video, offene Fenster, keine Türen, aber ein Erlebnis für sich. "Keine Türen" bringt auch mit sich, dass man sowohl rein- als auch rausspringen muss, was aber ganz gut funktioniert, solange der Bus ein wenig langsamer fährt.



Die nächste Stadt, die wir besuchten, war Galle. Mit dem Bus und Zug leicht zu erreichen ist Galle ein beliebtes Ziel für Touristen, die sich die große Festung, den Leuchtturm und die kleinen Straßen der Stadt ansehen möchten. Auf uns machte der kleine, touristische Teil der Stadt am Meer einen sehr aufgeräumten, aber nicht wirklich realen, authentischen Eindruck. Andere Städte und Dörfer in Sri Lanka sehen eher so aus, als würden sie sich von selbst organisieren und alles passiert eben so, wie es kommt und bleibt auch so liegen. In Galles gut besuchtem Teil liegt kein Müll, die Straßen sind frisch gepflastert und die Geschäfte teuer - aber dennoch eine Pause für den Körper nach all den lauten, schmalen Küstenstraßen der Stadt, auf denen Hupen schon zur Standardmelodie gehört.






Weligama

Nachdem wir einige Tage unterwegs waren und wir endlich surfen gehen wollten, haben wir beschlossen, uns für eine Woche in Weligama nieder zu lassen, bekannt für entspannte Wellen und einen langen Sandstrand. Unsere bis dort hin günstigste Unterkunft war einfach toll, mit Kühlschrank, Wasserkocher und einem riesigen, bequemen Bett.
Weligama ist ein kleiner, zauberhafter Ort, wo sich am Strand Locals und Surfer tummeln, alle mit einem Surfbrett in der Hand. Man sieht direkt, wer quasi im Wasser aufgewachsen ist und auch die kleinen Wellen mit Anmut und fließenden Bewegungen surft. Weiter vorne sammeln sich, wie überall auch, die Softboards, doch für jeden ist mehr als genug Platz und alle Salzwasser-Liebhaber sind freundlich und respektvoll.
Hinter dem Strand, an der nächsten größeren Straße, sind viele westliche Restaurants und Cafés, in denen man auch etwas anderes findet als scharfes Curry - zum beispiel Superfood-Bowls, Smoothies oder sagenhafte Burger, wie im Hang-Time, dem wohl beliebtesten Hostel Weligamas. Hier sind auch Nicht-Hostelgäste wie wir willkommen und gerade abends, bei Live-Musik und gutem Essen kommt es zu tollen Gesprächen und neuen Eindrücken. Der Ausblick über die Bucht Weligamas ist bei jeder Tageszeit fantastisch!
Obwohl der Ort vielen Reisenden zu touristisch oder "bebackpacked" ist, hat es uns trotzdem total gefallen. Die Preise für Boards & die mittägliche Kokosnuss sind mehr als fair, man findet Essen in allen Preisklassen und der Strand ist trotz der zahlreichen Surfer selten überfüllt. Sicher gibt es für Fortgeschrittene Surfer anspruchsvollere und spektakulärere Strände, doch gerade um wieder "reinzukommen" oder um seine Wellenangst in den Griff zu bekommen (...🌚) ist Weligama perfekt.










    Casual Mittagessen dank Wasserkocher - yumyum.







Mirissa

Ein weiterer Tagesausflug ging nach Mirissa. Die kleine, vielfältige Stadt ist tatsächlich sehr touristisch, der Strand dadurch aber nicht weniger schön. Zwischen den großen Restaurants finden sich auch viele kleine günstige, die eine Pause von der Mittagshitze bieten. Draußen auf dem Wasser kann man den Surfern zusehen und nebenher schnorcheln gehen - an welchem anderen Strand funktioniert diese Kombination?
Weiter hinten im Ort durch die Straßen zu laufen lohnt sich auch, dort befindet sich einer der liebevollsten Surfshops überhaupt - Poli Kade.







Coconut for president! 

Inland - feeling grounded

Ella

Obwohl wir beide absolute Meeres-Lover sind und am liebsten jede freie Minute im Wasser und in Küstennähe verbracht hätten, ließen wir uns zum Schluss noch ein paar Tage Zeit, um das Inland zu erkunden (Danke für die perfekten Tips an Ina <3) Auch wenn die Strände Sri Lankas paradiesisch und nahezu perfekt sind -  das Inland bietet ein unbeschreibliches Spektrum an landschaftlicher Vielfalt, dass es sich weder mit Worten, noch mit Bildern beschreiben lässt.

Von Matara aus sind wir mit einem Expressbus in Richtung Nuwara Eliya gefahren und in Ella ausgestiegen. Trotz tausender Serpentinen mit Aussicht auf Wasserfälle kamen wir sicher in dem kleinen Bergort an. Noch am selben Tag machten wir auf Empfehlung von unserem Host einen Ausflug zum "Little Adam's Peak", der eine atemberaubende Aussicht über die umliegenden Berge und Täler verspricht. Durch Teeplantagen und vorbei an seltsamen Tieren bahnt man sich seinen Weg zum Gipfel.

Am nächsten Tag hab ich die frühen Morgenstunden auf dem großen Balkon genossen, das Local-Frühstück haben wir uns noch einmal in vollen Schüsseln gegönnt und nachmittags wanderten wir durch nebelverhangene, mystische Dschungelstraßen.








Ella to Kandy 

In Deutschland würde man sagen "Die Zugfahrt ist jeden Cent wert" und auch das ist sie, natürlich, aber in erster Linie sollte man bei der Planung einer Sri Lanka Reise nicht einmal darüber nachdenken, ob man die Zugfahrt macht, denn sie ist ein absolutes Muss um die vielen Facetten der Natur begreifen zu können. Unglaublich kostengünstig ist sie selbstverständlich auch, wie alle Fortbewegungsmittel.
Noch fast mitten in der Nacht sind wir aufgestanden, um auf dem Weg zum Bahnhof den Sonnenaufgang zu sehen und den ersten Zug nach Kandy zu bekommen. Eine Schlange bildete sich vor dem noch geschlossenen Schalter, trotzdem schafften es alle rechtzeitig in den Zug mit den offenen Türen.
Während der Fahrt versucht man am besten nicht zu schlafen, sondern so viel wie möglich von den wunderbaren Eindrücken und Köstlichkeiten, die unterwegs verkauft werden, mitzubekommen. Einzigartig war auch die Athmosphäre im Abteil. Menschen aller Hautfarben und Altersgruppen machten Musik, klatschten, tanzten, und das Gelächter wurde ab und zu vom Fahrtwind im Tunnel verschluckt, war aber nicht weg zu denken.









Sigiriya - Pidurangala

Sobald wir nach sechs Stunden Fahrt in Kandy ankamen, haben wir uns in einen Bus nach Dambulla geschmissen, um so schnell wie möglich, noch am gleichen Tag, in den Norden nach Sigiriya zu kommen. Unsere Unterkunft war auch hier wieder sehr familiär und liebevoll, was wir nach den anstrengenden Tagen wirklich nötig hatten.
Am nächsten Morgen brach um 5 Uhr unser letzter Tag an, die Zeit verging wie im Flug. Bereits gepackt standen unsere Backpacks an der Tür unseres Appartments und wir wanderten im Dunkeln los zum Pidurangala, dem kleinen Nachbar-Berg vom beliebten Sigiriya.
Ein wenig gruselig war der Spaziergang tatsächlich, bis die Sonne zwischen den Bergen aufging. Zwischen einem kleinen Tempel und einem überdimensionalen Stein fanden wir den Weg zur Spitze, was uns durch einige Nächte mit wenig Schlaf enorm viel Kraft kostete. Oben angekommen raubte uns die magische Aussicht den Atem - so weit habe ich in meinem Leben noch nie gesehen.
Der Gipfel des Pidurangala besteht aus einem großen Stein mit ein paar Büschen, in denen einige Affenfamilien wohnen. Nicht nur der Blick auf Sigiriya, sondern auch auf das großflächige Umland bringen jeden noch so erfahrenen Reisenden zum Staunen.






Nach diesem absoluten Highlight zum Schluss unserer Reise traten wir mit mehr oder weniger kleinen Schwierigkeiten unseren Weg zurück nach Colombo zum Flughafen an und bereiteten uns auf unseren Alltag in Deutschland vor.


Jeder, der einmal mit dem Reisen begonnen hat, - in welcher Form auch immer - kommt aus dem Schwärmen wahrscheinlich nicht mehr heraus. Sri Lanka ist einzigartig, zugleich vielfältig und hat so viele Facetten, die die Seele berühren und einen auch im Alltag zu Hause nicht wieder los lassen.

Der Fotograf Brassaï hat mal gesagt, dass uns die Realität nur nicht mehr in Erstaunen versetzt, weil die Gewohnheit sie für uns banal gemacht hat, und ich glaube, das trifft auf den Alltag zu. 
Alles, was wir täglich vor Augen haben, ist liebenswert und verdient Aufmerksamkeit, auch wenn es noch so banal erscheint. Manchmal ist es dennoch notwendig, das routinierte Leben zu verlassen und sich von den Kleinigkeiten verzaubern zu lassen, die überall auf der Welt verteilt sind, und die unseren Blickwinkel auf einige Situationen ändern können.












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