Planlosigkeit



Dieses Jahr hab ich von so vielen Menschen um mich herum gehört, dass 2018 gefühlt rückwärts abläuft und es schwer fällt, Prozesse abzuschließen, die man im Vorjahr begonnen hat oder Pläne zu schmieden, die auch für die nächsten Monate beständig erscheinen. 
Als ich in das Jahr gestartet bin, wusste ich so gar nicht was auf mich zukommt - und ich weiß es immer noch nicht. Selten hab ich nahezu täglich neue Herausforderungen serviert bekommen und oft hab ich das Gefühl, mit deren Umsetzung nicht hinterherzukommen und Situationen nicht richtig verarbeiten zu können, weil so schnell schon eine neue Aufgabe bevor steht.

Zu Beginn des Jahres hat mich ein Freund gefragt, welche Reisen dieses Jahr anstehen, ich hätte ja noch gar nichts erzählt. Im ersten Moment war ich super traurig, die Frage mit "nichts" zu beantworten, weil ich im letzten Jahr mehr Orte kennen gelernt habe, als in meinen Kopf passen (dafür aber alle in mein Herz) und 2018 scheint im Kontrast dazu eher im Zeichen der Produktivität zu stehen. 
Aus der Resignation heraus war der nächste logische Schritt für mich, einen Jahresplan zu erstellen, vollgepackt mit Wünschen und Zielen, sowohl geografisch, als auch kleine Meilensteine. Schnell sah es so aus, als wären keine Luftlöcher mehr übrig, was aber auch total hinfällig war, denn alles, was ich bisher versucht habe zu planen und in diesem Jahr zu verankern, wurde mir irgendwie unter den Füßen weggezogen. 
Die erste große Herausforderung war tatsächlich, keine konkrete Reise geplant zu haben, auf die ich mich einstellen und der Kälte Berlins entfliehen konnte (es ist so eiskalt, ich bin mir sicher, dass das mein letzter Winter in Deutschland sein muss) und gleichzietig verbringe ich gerade so viel Zeit wie noch nie in Berlin, was eine ganz eigene Aufgabe für sich darstellt. Mein Surfbrett steht seit Monaten in der Ecke, aber es macht Spaß, sich in Berlin auf die Suche nach Gleichgesinnten und ein paar Meeresmomenten zu machen - so seltsam das auch am Anfang erscheint, aber in dieser Stadt ist tatsächlich alles möglich. Auch wenn das Rauschen der Straße nicht das gleiche wie das der Wellen ist, ist es doch ein Rhythmus, an den man sich nach und nach gewöhnen kann. 

Da ich trotz aller Spontanität ein Planungsmensch bin, am liebsten die Packlisten schon ein halbes Jahr vor der Reise schreibe und mir vorstelle, welcher Pulli am besten an den Strand passt, wenn der Wind darüber weht, ist auch die Unberechenbarkeit dieses Jahres eine Herausforderung für mich. Ich versuche zu lernen, Chancen entgegen zu nehmen, die sich bieten und den Kopf noch mehr als im letzten Jahr für alle möglichen Vorhaben und Ziele zu öffnen. Der Vorteil daran ist, dass man gar keine falschen Erwartungen an die kommende Zeit haben kann - es ändert sich ja sowieso ständig alles. So habe ich meine Ansprüche an mich und an das Jahr heruntergeschraubt und jede Idee zugelassen, die in meinen Kopf gekommen ist, ohne Grenzen darin zu sehen. 

Ich bin ein Mensch, dem es leichter fällt, Prozesse in Gang zu bringen, als sie zu beenden. Vielleicht ist dieses Jahr aber genau dafür gedacht: Kreisläufe zu beenden, sich wie eine Muschel bei Ebbe und Flut ein bisschen hin- und herschieben zu lassen, ohne die Orientierung zu verlieren. Das Jahr der Unbeständigkeit und in gewisser Weise Unsicherheit, die aber gar nicht so schlimm sein muss, sondern sich auch in Form neuer Abenteuer und Aufgaben äußern kann.  Eine kleine Erinnerung an alle, die sich gerade auch vom Universum herumgewirbelt fühlen: behalte die Augen offen für alles, was sich anbietet. Es kommt schon alles, wie es kommen soll und es ist die perfekte Zeit, um sich in Balance und Ausgeglichenheit zu üben. ☾

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